Quo vadis Bechhofen?

Veröffentlicht am 15.12.2009 in Kommunales

Die letzte Sitzung im laufenden Jahr des Gemeinderates in Bechhofen ist traditionell so gehalten, dass, außer wenn wichtige terminierte Themen anstehen, meist formale Punkte beschlossen und recht schnell abgehandelt werden, um dann gemeinsam den Jahresabschluss mit den Gemeindebediensteten zu begehen.
Die den Ratsmitgliedern vorliegende Sitzungsladung zur Sitzung am 14.12.2009 ließ auch diesmal die Vermutung zu, dass es in diesem Jahr genauso sein wird. Doch weit gefehlt; ein Thema das nicht Gegenstand der Tagesordnung war, war Hauptbestandteil der öffentlich geführten Diskussion.

Seit Wochen ist in der lokalen Tagespresse das Thema „Sicherheit in Bechhofen“, plakativ von einem Pressevertreter als „Dorfsheriff“ tituliert, immer wieder präsent. Schon allein die Tatsache, dass jenseits aller real vorhandenen gemeindlichen Probleme , Sorgen und Nöte eine Thematik zur Problematik hochstilisiert wird, die so alt ist wie das Dorf selbst, lässt hellhörig werden. Doch um was geht es konkret?
In jeder menschlichen Gemeinschaft weltweit, welche sich Regelungen und Gesetzen unterwirft, die für das Zusammenleben unabdingbar sind, gibt es auch Verstöße dagegen. Dies ist ein Teil der menschlichen Natur. Unseren Ort hier isoliert zu sehen, hieße Scheuklappen gegenüber der Realität zu tragen. Um dem zu begegnen und um eventuelle Auswüchse in einem erträglichen Rahmen zu halten, gibt es Institutionen wie die Polizei, Ordnungsämter, Schiedspersonen sowie eine unabhängige Gerichtsbarkeit. Es ist nun aber an der Zeit die Gründe zu benennen, die diese Situation gerade in Bechhofen vermeintlich so dramatisch machen.
Die verantwortlichen Chefköche, welche nach unserer Auffassung einen Kreativoscar in Volksverdummung verdient haben, mixten ein unverdauliches Sammelsurium von Geschehnissen , Personen und Mutmaßungen zusammen, welches sich weder zusammenfügt noch zusammengehört.
Hier werden betrunkene Heranwachsende in einem Atemzug mit Falschparkern im Dorfzentrum genannt (keiner von uns war wohl weder jung, noch betrunken, noch hat er falsch geparkt?); Eier werfende Kinder an Halloween mit übers Land ziehenden Diebesbanden verglichen (vor allem die Kinder scheinen hier problematisch zu sein?); illegal Anliegerstraßen benutzende Autofahrer mit unbefugten Heckenplatzbenutzern in einem Boot gesehen; von (angeblich) herumlungernden Jugendlichen, böswilligen Zierbaumabsägern (vor 2 Jahren?) am Dorfmittelpunkt und sonstigen üblen Elementen ganz abgesehen.
Wer all dies in Atemzug liest, muss zu dem Ergebnis kommen, dass es in Bechhofen eine ungeheure kriminelle Energie gibt.
Man sollte aber einen zweiten Atemzug wagen, die suggestiv getrübten Augen klar reiben und die oben genannten Scheuklappen absetzen um dann festzustellen, dass all dies weder neu, noch dramatisch, noch ein Alleinstellungsmerkmal für Bechhofen ist. Alle umliegenden Dörfer sind in einem mehr oder minder großen Umfang von den gleichen oder ähnlichen Umständen betroffen. Das soll nicht heißen, dass es keine Probleme gibt, aber ein jedes dieser oder auch anderer Problemstellungen bedarf einer individuellen Lösung. Grundvoraussetzung hierfür ist, dass man darüber redet. Aber nicht in der Presse, sondern in einem Ausschuss und/oder im Gemeinderat; und dies im kleinen Kreis bevor man an die Öffentlichkeit geht.
Und über Eines muss man sich ganz klar werden: Es gibt nicht für jedes Problem eine Lösung.
Um dem überzogenen Sicherheitsdenken einer gewissen wertkonservativen Wählerklientel gerecht zu werden, wurde nun eine so nicht vorhandene Sicherheitslücke herbeigeredet, welche man mit dem Instrument eines privaten Wachdienstes, den in der Presse so benamten „Schwarzen Sheriffs“, zu Leibe rücken will.
Dies ist nach unserer einhelligen Meinung wohl das untauglichste aller Mittel, um auch nur einer der angeführten Problemstellungen gerecht zu werden. Private Sicherheitsdienste sind für unser chronisch leeres Gemeindesäckel nicht finanzierbar; sie haben keinerlei Befugnisse auf öffentlichem Gelände und sind nach unserem Dafürhalten den Anforderungen, vor allen Dingen den psychologischen, welche ein so komplexes Konstrukt wie eine Dorfgemeinschaft stellt, nicht gewachsen. Vielmehr wird hier dem Denunziantentum und dem Anzeigen von Mitbürgern wegen Kleinigkeiten Tor und Tür geöffnet. Auf Dauer würden wir ein Klima von Neid und Missgunst im Ort erzeugen.
Sicherlich ist es nachvollziehbar und auch glaubhaft, dass sich diese Thematik von einem in leutseliger Absicht gegebenem Presseinterview zu einem Selbstläufer entwickelt hat und die Dimensionen die es nun erreicht hat, so nicht beabsichtigt waren. Aber wenn man in einem öffentlichen Amt steht, haben die Worte eine andere Gewichtung, als wenn man als Privatmann spricht. Wenn man die Nähe der Medien sucht, kann man auch sehr schnell ein Opfer der Geister werden, die man rief. Dann aber ist es vom Messias zum Watschenmann nicht weit; dessen sollte man sich bewusst sein.
Unzweifelhaft hat durch die mediale Suggerierung eines rechtsfreien Raumes der Ruf des Dorfes, der Verbandsgemeinde, ja sogar der Region Schaden genommen, trotz alledem muss es in einer funktionierenden Demokratie und unter Demokraten auch erlaubt sein, unterschiedlicher Meinung zu sein und auch kontrovers hierüber zu diskutieren. Das muss eine Demokratie aushalten können. Einheitsbrei in der öffentlichen Meinung ist das Kennzeichen autoritärer Systeme.
Die Meinungsfreiheit hat jedoch auch Grenzen. Grenzen sind dort erreicht, wo andere in der öffentlichen Wahrnehmung diffamiert, pauschalisiert und an den Pranger gestellt werden. Diese Grenzen wurden in einem Interviewartikel der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ vom 10.Dezember, Lokalteil „Zweibrücker Rundschau“, überschritten. Es kann nicht angehen, dass das Wohnen einer größeren Anzahl einer bestimmten Volksgruppe zugehöriger Menschen, die Rede ist hier von deutschstämmigen Aus- und Übersiedlern, in benachbarten Orten, namentlich wurden hier Bruchmühlbach und Waldmohr genannt, in Zusammenhang mit kriminellen Aktivitäten gestellt wird.
Hier wurden Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Minderheit, einer Volksgruppe, pauschal verunglimpft. Eine Distanzierung hiervon ist weder durch die Gemeindespitze, noch durch die CDU-Mehrheitsfraktion erfolgt, was uns sehr bedenklich stimmt.

Wehret den Anfängen...

Abschließend muss noch bemerkt werden:
Es ist nicht mehr als legitim, dass ein Ratmitglied seiner Empörung Luft macht in Form einer persönlichen Erklärung in der Gemeinderatssitzung. Dass dieses Ratsmitglied dann aber aufgrund seiner durchaus drastischen aber auch sachbezogenen Worte beschuldigt wird, den Ruf des Ortes zu schädigen, setzt dem Ganzen die Krone auf. Hier gefällt sich der Täter in der Opferrolle; die Worte des stellvertretenden Fraktionssprechers zeigen auf, dass nichts, aber auch gar nichts, von der Problematik begriffen wurde. Man steht in Nibelungentreue zu seinem Ortsbürgermeister ohne zu erfassen, dass sachbezogene Kritik und gemeinsames Aufarbeiten gemachter Fehler jeden Beteiligten weiter bringen würde.

Es bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt. Quo vadis Bechhofen?

 

Besucher

Besucher:194751
Heute:3
Online:1